Han Steutel im Interview
Zur Gründung der Stiftung
Bristol Myers Squibb hat eine Stiftung zum Thema Immunonkologie gegründet. Was hat Sie dazu bewegt?
Unser Immunsystem ist eindeutig eine starke Waffe gegen Krebs. Bis vor einigen Jahren wussten wir aber noch nicht genau, wie wir seine vielfältigen Möglichkeiten effektiv gegen Krebserkrankungen nutzen können, denn die zugrunde liegenden Mechanismen sind hochkomplex. Durch intensive Forschung wissen wir heute jedoch, wie Krebszellen der Eliminierung durch das Immunsystem entgehen und durch welche Mechanismen in diese Abläufe eingegriffen werden kann, damit das Immunsystem Krebszellen erkennt und bekämpft.
Und die Forschung geht natürlich weiter. Wir wollen zum Beispiel besser verstehen, welchen Einfluss die Immuntherapie langfristig auf die Lebensqualität der Patienten hat. Vielen Patienten mit fortgeschrittener Krebserkrankung ermöglicht die Immunonkologie ein längeres Überleben, bei einigen können wir die Erkrankung sogar aufhalten. Doch was bedeutet das zukünftig für die Nachsorge, für die Betreuung dieser Patienten? Hier sehe ich die Kernaufgaben der im Dezember 2016 durch Bristol Myers Squibb gegründeten Stiftung Immunonkologie. Einerseits ist es die Forschungsförderung sowie Aus- und Weiterbildung in diesem Bereich. Andererseits beschäftigt uns die Frage, was der Bereich der Tertiärprävention zukünftig leisten kann.
Von Ihrem Haus stammt das Kapital der Stiftung. Ist die Stiftung dennoch fachlich unabhängig und eigenständig?
Die Stiftung setzt sich aus einem Vorstand und einem Kuratorium zusammen. Während im Vorstand mit Dr. Michael May (Country Medical Director, Bristol Myers Squibb) sowohl ein Vertreter der Stifterin, also Bristol Myers Squibb, als auch zwei externe Experten vertreten sind, besteht das Kuratorium ganz überwiegend aus unabhängigen Fachleuten, die im Rahmen der Förderrichtlinien über die Projekte der Stiftung entscheiden. So stellen wir sicher, dass allein anhand wissenschaftlicher Kriterien über die Mittelvergabe entschieden wird.
Stiftungen verfolgen die Ziele ihrer Stifter. Was erhoffen und wünschen Sie sich von der Stiftung Immunonkologie?
Wir wollen die Lebenserwartung und Lebensqualität von Menschen mit einer Krebsdiagnose verbessern. Das beginnt zwar bei wirkungsvollen Therapieoptionen, hört dort aber noch lange nicht auf. Die Stiftung befasst sich deshalb nicht nur mit rein medizinischen Fragestellungen aus der klinischen Forschung. Wir wollen bewusst auch Projekte fördern, die sich zum Beispiel mit der Lebensqualität bei onkologischen Erkrankungen befassen. Auch die epidemiologische Forschung steht im Fokus und soll berücksichtigt werden. Dabei geht es auch darum, Krebspatienten im Versorgungsalltag bestmöglich zu begleiten. Die Frage ist: Wie schaffen wir das? Wo gibt es Handlungsbedarf? Ich denke, hier wird es zum Beispiel in der psychoonkologischen Betreuung der Patienten oder bei der Tertiärprävention ganz neue Herausforderungen geben, denen wir uns stellen müssen. Daran wollen wir mit der Stiftung Immunonkologie aktiv mitwirken und durch die Auslobung eines Preises die Forschung in diesem Bereich fördern.