Preisverleihung Forschungsförderpreis

Preisverleihung Forschungsförderpreis

München/Berlin, 22. Februar 2024

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v.l.: Dr. med. Adrian Gottschlich, Verena Turco, Dr. med. Jonas Saal

Bristol Myers Squibb Stiftung-Immunonkologie ehrt zum 3. Mal junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit ihrem Forschungsförderpreis „Young Scientists IO“ für zukunftsweisende Arbeiten im Bereich der immunonkologischen Forschung 


Glückliche Gesichter und die Trophäen in den Händen: Auf dem 36. Deutschen Krebskongress in Berlin fand die Vergabe des Forschungsförderpreises statt, der in diesem Jahr erneut an drei junge Forschende verliehen wurde. Herr Dr. med. Jonas Saal aus Bonn, Frau Verena Turco aus Heidelberg und Herr Dr. med. Adrian Gottschlich aus München erhielten die Auszeichnung und ein Preisgeld von je 5.000 Euro als Anerkennung ihrer wissenschaftlichen Arbeiten. Der Forschungsförderpreis „Young Scientists IO“ wird alle zwei Jahre durch die Bristol Myers Squibb-Stiftung Immunonkologie verliehen, mit dem Ziel Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler im Bereich der Immunonkologie zu fördern.  

Die Forschung von heute definiert die Therapie und Behandlungsmöglichkeiten von morgen. So weisen alle drei Forschungsarbeiten innovative Ideen für neue Wirkmechanismen zur Bekämpfung von Krebs auf. Denn trotz wesentlicher Fortschritte in den letzten Jahren bleibt Krebs eine bisher unheilbare Erkrankung. 


Biomarker als Wegweiser des Therapieverlaufs im NSCLC 

Lungenkrebs ist mit eine der häufigsten Krebsarten in Deutschland und zeigt insbesondere bei später Diagnose geringe Überlebenschancen. Daher sind die Therapieentscheidung und die Vorhersage des Ansprechens umso bedeutender, um die Lebensqualität von Patientinnen und Patienten zu erhöhen. Eine Prognose der Wirksamkeit von Immuncheckpoint-Inhibitoren (ICI) könnte der sogenannte ‚modifizierte Glasgow Prognosescore (mGPS) liefern, der in der Forschungsarbeit von Dr. med. Jonas Saal für das nicht-kleinzellige Bronchialkarzinom (NSCLC) untersucht wurde. „Die Verlaufskontrolle der Immuntherapie erfolgt standardgemäß mit bildgebenden Verfahren, die jedoch die Komplexität eines Tumors unzureichend abbilden und den weiteren Verlauf nur durch eine Momentaufnahme vorhersagen können. Der mGPS dagegen bietet eine kostengünstige und zuverlässige Alternative, um die Immunantwort des Körpers gegen den Tumor zu messen und somit Rückschlüsse auf den Erfolg der Therapie zu ziehen“, berichtet Jonas Saal vom Universitätsklinikum Bonn über seine Arbeit. Die Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung von sogenannten Biomarkern in der Krebstherapie, die sowohl bei der initialen Diagnose als auch bei der Verlaufskontrolle als Wegweiser agieren. 


Hoffnungsträger Immuntherapie zur Behandlung von Gliomen 

Nicht bei allen Krebsarten ist die induzierte körpereigene Abwehrreaktion gegen Tumorzellen so erforscht wie bei Lungenkrebs. Gliome, eine Sammelbezeichnung für Hirntumore des zentralen Nervensystems, haben sich bisher weitestgehend resistent gegenüber Immuncheckpoint-Inhibitoren gezeigt. Dies ist auf eine Vielzahl an Faktoren, unter anderem eine immunsuppressive Tumorumgebung, zurückzuführen. In ihrer wissenschaftlichen Arbeit erforscht Verena Turco die Mechanismen, welche eine erfolgreiche Immunantwort unterbinden und sucht nach Lösungsansätzen, um die Wirkung der vielversprechenden Immuntherapie zu erhöhen. Eine wesentliche Errungenschaft ihrer Arbeit am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg beschreibt Frau Turco wie folgt: „Durch funktionale Tests und molekulare Analysen ist es uns gelungen, Tumor-reaktive T-Zell Rezeptoren (TCRs) zu identifizieren, die darauf programmiert sind, Gliomzellen zu erkennen und die T-Zell vermittelte Immunantwort voranzutreiben. Dies bildet die Grundlage für die Entwicklung personalisierter Therapiekonzepte, die auf die spezifischen Eigenschaften des Tumors abgestimmt sind“, so Verena Turco, die am DKFZ und am Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) forscht. Insbesondere für Patientinnen und Patienten mit Hirntumoren kann dies einen Wechsel in der Therapielandschaft bewirken, wenn ihnen durch diese neuen Erkenntnisse die Vorteile der Immuntherapie zugänglich gemacht werden können. 

Der Zauber steckt immer im Detail: Forschung auf Einzel-Zellebene eröffnet neuen Therapieansatz im Hodgkin-Lymphom 

Das Hodgkin-Lymphom ist eine seltene, bösartige Erkrankung des lymphatischen Systems, die allerdings häufig im jungen und mittleren Erwachsenenalter auftritt. Gerade bei diesen jungen Krebspatienten können zielgerichtete Immuntherapien nicht nur zu einer Verbesserung des Überlebens führen, sondern auch zu einer Vermeidung von bleibenden Langzeitnebenwirkungen der hochdosierten Chemotherapie beitragen. Jedoch gibt es für die Behandlung von Hodgkin Lymphomen bisher nur wenige zielgerichtete Therapien, beispielsweise gerichtet gegen das Tumorantigen CD30. Mittels neuartiger Einzellsequenzierungstechnologien (single-cell RNA Sequencing, scRNA-Seq) gelang es Dr. med. Adrian Gottschlich vielversprechende Marker zu identifizieren, welche sowohl im Falle eines Therapieversagens von CD30 gerichteten Immuntherapien als auch in Tandem mit diesen eingesetzt werden können. Eines dieser Zielantigene ist CD86, welches zentrale immunologische Signalkaskaden auslöst. „Unsere scRNA-Seq Analysen zeigen, dass CD86 vor allem auf den charakteristischen Tumorzellen des Hodgkin-Lymphoms (so genannte Hodgkin-Reed-Sternberg-Zellen, HRS-Zellen) exprimiert wird und dort eine immun-unterdrückende Umgebung schafft. Zielgerichtete Immuntherapien gegen CD86, hier am Beispiel von anti-CD86 CAR T-Zellen gezeigt, erkennen die entsprechenden Tumorzellen und zerstören diese – und das mit einer mindestens vergleichbaren Effektivität wie die bisherige Therapie“, erklärt Adrian Gottschlich die Relevanz seiner Arbeit am Universitätsklinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München. Dies zeigt einmal mehr, dass es sich lohnt, bis ins Detail zu schauen, denn diese Erkenntnis kann auch über das Hodgkin Lymphom hinaus einen neuen Therapieansatz bieten. 

Hoffnung gestalten: Die Lebensqualität von Menschen mit Krebs verbessern 

Alle drei Forschungsarbeiten zeigen mehr als deutlich, wie wichtig die Erforschung von Grundlagen ist, um neue Möglichkeiten für Therapien aufzudecken und diese kontinuierlich weiterzuentwickeln. „Wir sind noch lange nicht am Ziel, aber mit jedem kleinen Schritt vorwärtsgehen wir in die richtige Richtung, Krebs langfristig zu einer heilbaren und gut therapierbaren Erkrankung zu machen“, betont Frau Prof. Dr. med. Katja Weisel, stellvertretende Direktorin der II. Medizinischen Klinik und Poliklinik und stellvertretende Direktorin des Universitären Cancer Center Hamburg (UCCH). „Mit dem Durchbruch der Immuntherapie konnten wir die Lebenserwartung und die Lebensqualität bei vielen Patientinnen und Patienten mit einer Krebsdiagnose schon deutlich erhöhen und diese Erfolge zu sehen, ist für mich in meinem Alltag als Ärztin die größte Motivation“, so Katja Weisel während der Preisverleihung. Sie ist ehrenamtlich stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Stiftung.

Solche Geschichten geben Hoffnung – Hoffnung, dass zukünftig allen Betroffenen eine breite Vielfalt an Therapien zur Verfügung steht und man durch präzise Marker die vielversprechendste auswählen kann. Personalisierte Medizin nennt sich dieses innovative Konzept, das die Forschung in den kommenden Jahren definieren wird. Nicht mehr eine Behandlung für alle Patienten, sondern gezielte Therapien, angepasst auf den jeweiligen Tumor und seine Charakteristiken. Denn bei der Vielzahl an unterschiedlichen Krebsarten und Varianten einer Tumorart ist das Konzept einer einheitlichen Behandlung längst nicht mehr zeitgemäß. Stattdessen braucht es präzise, und individualisierte Ansätze, um die Schwachstellen der Krebszellen bestmöglich zu adressieren und somit zu bekämpfen. 

Genau an diesem Punkt setzen die drei Forschungsarbeiten der aktuellen Preisträger an, die unter Moderation von Frau Dr. jur. Susanne Pfab, ARD-Generalsekretärin und ehrenamtliches Mitglied im Kuratorium der Stiftung, gemeinsam mit Katja Weisel, ausgezeichnet wurden. „Ihr schafft Zukunft und Hoffnung“, betonte Susanne Pfab während der Preisverleihung. „Wir brauchen immer wieder innovative Ideen, um das Potenzial, das in der Immunonkologie liegt, in allen Facetten auszuschöpfen. Das Wesen von Forschung ist, dass manches nicht direkt so funktioniert, wie man es sich erhofft hat. Das Wesen von Forschenden ist, dennoch in Überzeugung und Hartnäckigkeit nicht nachzulassen. Wenn am Ende Ergebnisse stehen wie bei den aktuellen Preisträgern, ist das nicht nur ein wertvoller medizinischer Beitrag, sondern auch Motivation für andere junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. 

Motivieren möchte auch die Bristol Myers Squibb-Stiftung Immunonkologie mit ihrer Ausschreibung des Forschungsförderpreis „Young Scientists IO“. Dr. rer. nat. Michael May, Leiter der Medizin von Bristol Myers Squibb Deutschland und ehrenamtliches Vorstandsmitglied der Stiftung, beschreibt die Auszeichnung wie folgt: „Der Förderpreis soll jungen Forschenden die Möglichkeit bieten, ihr Projekt weiterzuverfolgen und ihre bisherigen Erkenntnisse würdigen. Damit liefern sie einen essenziellen Beitrag zur Verbesserung immunonkologischer Therapien, die sich als festen Bestandteil in der Behandlung einiger Krebserkrankungen etabliert haben.“

Über den Forschungsförderpreis „Young Scientists IO“

Der Forschungsförderpreis „Young Scientists IO“ der Bristol Myers Squibb-Stiftung Immunonkologie fördert innovative, wissenschaftliche und medizinische Arbeiten im Bereich der Immunonkologie, die dazu beitragen, Menschen mit einer Krebsdiagnose bessere Chance für eine lebenswerte Zukunft zu geben. Die Auszeichnung ist mit 15.000 Euro dotiert, verteilt auf maximal drei Personen. Die Auswahl erfolgt durch eine unabhängige Jury. Die Auszeichnung wird seit 2019 alle 2 Jahre verliehen, mit einer anschließenden Ehrung der Preisträgerinnen und Preisträger auf dem Deutschen Krebskongress in Berlin. Voraussetzungen sind, dass die Arbeiten im Bereich der Immunonkologie noch unveröffentlicht und nicht älter als 12 Monate sind und Forschende jünger als 40 Jahre noch vor ihrer Habilitation stehen. Weitere Informationen zu Fristen, Preisordnung und Bewerbung finden Sie unter https://stiftung-io.org/forschungsfoerderpreis/. Der Preis wird 2025 erneut ausgelobt.


Medienkontakt:

Bristol Myers Squibb-Stiftung Immunonkologie

Viola von Natzmer

c/o Bristol Myers Squibb GmbH & Co. KGaA

Arnulfstraße 29, 80636 München

T: 089 – 121 42 433

E: viola.elsner@stiftung-io.org