„Krankheitsverläufe in der Regelversorgung, also außerhalb klinischer Studien, besser zu verstehen, kann wichtige Erkenntnisse zur Verbesserung der Patientenversorgung liefern“ sagt Dr. Paul Bröckelmann, Facharzt für Innere Medizin und Studienarzt der Deutschen Hodgkin Studiengruppe (GHSG) am Universitätsklinikum Köln. „Das Hodgkin-Lymphom ist ein bösartiger Tumor des Lymphsystems. Bei Patienten mit rezidivierter Erkrankung kommt basierend auf Studienergebnissen von wenigen ausgewählten Patienten seit Kurzem regelhaft eine Immuntherapie mit anti-PD1-Antikörpern zum Einsatz. Mit unserer COACH Querschnittserhebung wollen wir die Wirksamkeit und Verträglichkeit dieser Immuntherapien beim rezidivierten Hodgkin Lymphom ausführlich untersuchen.“ Das Akronym COACH steht hierbei für Comprehensive Analysis of Immune Checkpoint Inhibition in Relapsed/Refractory Hodgkin-Lymphoma.
Die Bristol Myers Squibb-Stiftung Immunonkologie unterstützt das Forschungs- vorhaben mit einer Förderung in Höhe von 84.750 Euro. Dierk Neugebauer, Kuratoriumsmitglied der Stiftung, überreichte die Förderurkunde bei einem Kick-off- Treffen in Köln: „Verbesserung der Patientenversorgung heißt letztendlich auch, die Lebensqualität der Betroffenen zu erhöhen. Hier setzt die Stiftung Immunonkologie an“, erklärt Neugebauer und deutet damit auf einen der vier Stiftungszwecke hin: die Förderung wissenschaftlicher Studien, welche die Erforschung der Lebensqualität bei onkologischen Erkrankungen fokussieren.
COACH ist eine deutschlandweite multizentrische, retrospektive Querschnittsanalyse, die erstmals detailliert die Krankheitsverläufe von Patienten mit rezidiviertem Hodgkin-Lymphom untersucht, die in der Regelversorgung eine anti- PD1-Therapie erhalten haben. Im Fokus der Analyse stehen praxisrelevante Fragestellungen zu Krankheits- und Therapieverlauf bei vorhandenen Komorbiditäten oder zu höherem Lebensalter sowie zur Effektivität und Sicherheit inkl. möglichweise begleitender Therapien. „Diese Daten werden bei wesentlichem Erkenntnisgewinn die leitliniengerechte Therapie des Hodgkin-Lymphoms erweitern und damit die Patientenversorgung maßgeblich verbessern“ erklärt Jesko Momotow, Studienarzt der GHSG. Aus Daten der Regelversorgung ließen sich wichtige Hypothesen zur Optimierung einer Immuntherapie mit anti-PD1-Antikörpern im Rezidiv sowie möglicherweise auch der Erstlinientherapie gewinnen. Darüber hinaus könne eine immuntherapeutische Behandlung des Hodgkin-Lymphoms weiterentwickelt werden.
Bereits seit über 30 Jahren befasst sich die GHSG mit der Optimierung von Diagnostik, Therapie und Nachsorge vom Hodgkin-Lymphom betroffener Patienten. Die Zentrale der Studiengruppe befindet sich in Köln an der Klinik I für Innere Medizin des Universitätsklinikums. Sie rekrutiert Patienten europaweit und ist durch die Ergebnisse ihrer großen prospektiv randomisierten Studien zu allen Stadien des Hodgkin-Lymphoms maßgeblich an wichtigen Therapiefortschritten beteiligt. „Das klassische Hodgkin-Lymphom ist mit risikoadaptierter Erstlinientherapie in den meisten Fällen heilbar“ bestätigt Prof. Engert, Leiter der GHSG und leitender Oberarzt am Universitätsklinikum Köln. „Eine Hausforderung liegt daher in der Therapie von Patienten mit rezidivierter oder primär refraktärer Erkrankung. Hier setzt die Immunonkologie an, deren Effektivität und Sicherheit im Versorgungsalltag wir mit COACH untersuchen wollen.“ Dierk Neugebauer bekräftig, dass die Immunonkologie in vielen Krebsarten maßgeblich dazu beiträgt, Leben nach der Krebsdiagnose zu verlängern. „Forschung ist dabei unerlässlich. Mit unserer Stiftung möchten wir dazu beitragen, den Erkenntnisgewinn in der Immunonkologie voranzutreiben“.